Salzburg/Aubenhausen, 25. November 2024 – „Non, je ne regrette rien!“ – das Motto der Doppel-Olympiasiegerin ist beim Festspiel der Pferde in Salzburg Programm. Denn auch die Zuschauer werden es am 6. Dezember 2024 sicherlich nicht bereuen, wenn Jessica von Bredow-Werndl und ihre Sportpartnerin Dalera sie noch einmal mit auf eine Reise voller „Gänsehaut-Momente“ nehmen und ihre Gold-Kür aus Paris präsentieren.
Das Programm-Highlight der Amadeus Horse Indoors vom Freitag ist Grund genug, sich mit der sympathischen Athletin auszutauschen, hat sie doch noch so viel mehr zu erzählen rund um ihre Trainingsphilosophie, ganzheitliche Konzepte im Leistungssport und wie man Beruf & Familie unter einen Hut bzw. eine Kappe bekommt.
AHI 2024: Jessica, viele von uns haben diese magischen Momente Eurer Kür aus dem Schlosspark von Versailles noch in bester Erinnerung. Was dürfen wir neben den Trainingsinspirationen mit Eurem Team am frühen Nachmittag von Dir und Dalera am Freitagabend erwarten und auf welche Einblicke können sich die Zuschauenden vor Ort freuen?
Jessica von Bredow-Werndl: Ich freue mich sehr, Dalera auch nahezu „daheim“ in Salzburg noch mal zeigen zu dürfen. Sie liebt einfach ihre Auftritte und Ausflüge mit mir. Ich habe mir überlegt, dass es für die Zuschauer spannend sein könnte, nicht nur die Kür, sondern vor allem auch das Abreiten zu sehen. Ich möchte zeigen, wie ich Dalera in Paris und auf all den anderen Turnieren für die Prüfung vorbereitet habe und dann unsere Kür zeigen.
AHI 2024: Der technische Aufbau einer Kür ist das eine und mit den Pflichtlektionen an ganz konkrete Anforderungen geknüpft. Wie würdest Du das Herangehen an den künstlerischen Teil beschreiben, bis Du im Viereck den Zuschauerinnen und Zuschauern eine wahre Geschichte „erzählen“ kannst und Dalera mit Édith Piaf ein „Match in Heaven“ wurde?
Jessica von Bredow-Werndl: Ich stecke in meine Küren sehr viel Herzblut und lasse mir viel Zeit bei der Gestaltung. Zuerst suche ich tatsächlich die Musikrichtung aus und das geht dann über Wochen, bis ich mir mit den Titeln sicher bin. Meist ist es das Hauptthema eines bestimmten Liedes, um das ich die restliche Kür gestalte. Dabei hilft mir seit Jahren Nicole Pendzich. Dann erst mache ich mich an die Choreografie. Das Wichtige bei der Choreografie ist ja auch, dass sie zum Pferd und den Stärken passt.
AHI 2024: Dass Dalera manchmal voller „spontaner“ Power steckt, hat sie oft genug bewiesen. Wie sieht ihr Trainingsalltag in Aubenhausen nach der sportlichen Karriere aus, was macht ihr am meisten Spaß?
Jessica von Bredow-Werndl: Nach Paris hat Dalera erst mal länger aktiven Urlaub bekommen, d.h. sehr viel Bewegung, aber extensiv. Wir haben sie jetzt rechtzeitig wieder antrainiert. In diesen Zyklen zu arbeiten, macht nicht nur für die Pferde, sondern auch für uns Menschen Sinn. Ich muss aber gestehen: beim Management meiner Pferde bin ich besser als bei mir selbst (lacht).
AHI 2024: Mit Times Kismet ist vor kurzem eine weitere Nachwuchshoffnung für das internationale Parkett bei Euch eingezogen. Was ist Dir bei der Ankunft eines neuen Pferdes in einem neuen Zuhause generell wichtig? Wie gelingt Dir und Deinem Team eine optimale Eingewöhnung? Worauf achtet ihr in den ersten Wochen besonders?
Jessica von Bredow-Werndl: Das Wichtigste für mich ist erst mal das Kennenlernen auf emotionaler Ebene. Es geht nicht um Leistung, sondern um ein positives Miteinander, um eine Freundschaft als Basis für unsere Partnerschaft. Ich liebe es, die Pferde kennen zu lernen und das tue ich auch ganz viel außerhalb des Sattels, in dem ich einfach Zeit mit ihnen verbringe.
AHI 2024: Mit dem „Aubenhausen-Club“ (www.aubenhausen-club.de) habt ihr ein einmaliges, ganzheitliches Konzept rund um körperliches und mentales Training ins Leben gerufen, dass ihr nicht nur selbst „praktiziert“, sondern auch im Rahmen einer Mitgliedschaft allen Sportbegeisterten näher bringt. Gibt es getreu dem Motto „Nobody is perfect“ bei Dir selbst etwas, was Du im Wintertraining verbessern und in Deinem persönlichen Trainingsalltag intensivieren möchtest?
Jessica von Bredow-Werndl: Bei mir ist es ganz extrem, dass ich merke, wenn ich das Training ein bisschen schleifen lasse. Gerade nach so großen Events wie Paris habe ich danach oft einen Durchhänger was die Disziplin für DressurFit angeht. Da machen sich mein Körper und mein Sitz nach ein paar Wochen bemerkbar. Hier und da fängt es an zu zwicken und mein Sitz ist gleich nicht mehr so geschmeidig. Zum Glück erinnert sich die Muskulatur schnell wieder, wenn ich meine Übungen regelmäßig mache.
Kurz um: das Programm ist genial. Ich bin auch stolz darauf, dass wir es jetzt und nicht erst nach unserer aktiven Laufbahn mit allen teilen, die etwas für sich und ihre Pferde tun möchten.
AHI 2024: Du engagierst Dich neben Eurem Trainingskonzept auch für eine vegetarische Ernährungsweise. Wie klappt das bei Euch zuhause am „heimischen Herd“ und welcher positive Effekt stellt sich da bei Dir ein?
Jessica von Bredow-Werndl: Ich esse schon keine Tiere mehr, seitdem ich vier Jahre alt bin – aus Liebe zu den Tieren. Mittlerweile bin ich zu 99 % vegan. Das hat mir noch mal einen richtigen Energie-Kick gegeben. Auch wenn ich die Milch eigentlich vertragen habe, habe ich gemerkt, wie viel besser es mir geht, wenn ich Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetze.
AHI 2024: Im Viereck hältst Du die Zügel fest in der Hand. Wer ist bei Euch in der Familie der Chef, wenn Du während der Saison auf Reisen bist und was sind die Erfolgsfaktoren des „Team Aubi“?
Jessica von Bredow-Werndl: Wir haben keine großen Hierarchieebenen bei uns im Team. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und all unsere Mitarbeitenden tragen gemeinsam die Verantwortung. Auf den ganz großen Turnieren begleitet mich mein Bruder – am liebsten auch selbst im Sattel. Ansonsten sind wir beide gleichermaßen diejenigen, die Aubenhausen führen. Ich bin sehr dankbar, das gemeinsam mit meinem Bruder machen zu dürfen. Wir sind ein super Team und unser Team Aubi lebt gemeinsam mit uns die Philosophie.
Wir bedanken uns bei Jessica von Bredow-Werndl für die Einblicke und heißen sie mit ihrem Team herzlich willkommen auf der AHI 2024!
Fotos: (c) Aubenhausen Club